Die
Interpretin des Klagelieds für 23 Verstorbene ist Kassandra. In der
griechischen Mythologie ist sie Tochter des Priamos und der Hekabe. Da
Kassandra die Liebe des Apollon nicht erwiderte, erhielt sie von ihm zwar
die Gabe der Weissagung, aber mit dem Zusatz, damit nie Glauben zu finden.
Sie prophezeite den Untergang Trojas und wurde bei der Einnahme der Stadt
im Tempel der Athena geschändet. Agamemnon nahm sie als Sklavin mit
nach Mykene. Dort wurde sie von Klytaimestra getötet.
Hier besingt die Tote in ihren Liedern die Verstorbenen
und deren Schicksal, jedoch ohne mit ihrem eigenen Schicksal zu hadern
noch es zu beklagen.
Die Sängerin und Schauspielerin >Nataša
Mirković-DeRo wurde in Sarajewo geboren und beschäftigt sich seit
Jahren mit altem Liedgut aus Mazedonien, Albanien, Serbien und Bosnien.
Die Totenbräuche der walachischen Bevölkerung haben ihren Ursprung
im vorchristlichen Glauben an ein Jenseits, das man nur erreicht, wenn
man einen Wasserlauf überquert. Im Gegensatz zum “Styx“
der Alten kann dieser Fluss nicht mit einem Boot überquert werden,
sondern nur mit einem Baumstamm. Wenn der Verstorbene viele Sünden
begangen hat, riskiert er, ins Wasser zu fallen. Durchs Wasser erreicht
er die untere Welt (die Höllen), wo es sehr trocken und dunkel ist.
Um diese eventuelle postmortale Trockenheit ein wenig zu lindern, tragen
die Frauen der Gegend noch heute volle Bierkrüge auf die Friedhöfe.
Einen vorbeugenden Effekt haben die sehr oft den Verstorbenen persönlich
gewidmeten Klagelieder, die sie vorm Sturz ins Wasser bewahren und wie
ein guter Wunsch auf ihrem Weg über das Wasser begleiten sollen.
CD "Kassandra - laments of the balkans"
Hörbeispiele: Gjame.mp3; Seke-Moja.mp3; Zaidi-Zaidi.mp3
erhältlich bei Extraplatte >Claudia Paulin ist eine junge Grazer gegenständliche
Malerin, die in Wien bei Anton Lehmden, Rénee Green und Hubert
Schmalix studiert hat und die speziell für diese Arbeit einen Totentanzzyklus
malt, der parallel zu den Liedern über die Darstellerin und das Bühnenbild
projiziert wird. Die Bilder werden aber auch in Form einer Ausstellung
zum Uraufführungstermin in der Galerie *ESC-Kunst im Labor* gezeigt
werden und als Wanderausstellung die Aufführungen des Projekts PIvot
begleiten.
Claudia Paulin - Totentanzzyklus
>Ernst M. Binder reduziert die im Klagelied verwendeten
Textzeilen auf eine literarische Readers-Digest-Fassung und ergänzt
sie mit aktuellen Amnesty-International-Berichten bzw. mit Zitaten aus
Zeitungen und Magazinen. Diese Texte werden während der Rezitation
des Liedes in der jeweiligen Landessprache des Aufführungsortes in
die Totentanzbilder Claudia Paulins montiert.
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