mit Karin Gschiel Christian Ruck Katharina Steinbrecher | |
Regie: Thomas Sobotka
Ausstattung: Markus Boxler
Dramaturgie: Alexandra Rollett
Licht: Eugen Schöberl
Assistenz: Paula Perschke
Technische Leitung: Geari Schreilechner
Abendspielleitung: NN
PREMIERE
13. November 2013, dramagraz, 20:00
Weitere Vorstellungen:
15., 16., 20., 21., 22., 23., 27., 28., 29., 30. November 2013, jeweils 20:00
Eine Koproduktion von t'eig und dramagraz
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Aufführungsrechte: Rowohlt Theaterverlag, Reinbek bei Hamburg
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Der Arzt Richard und seine Frau Caro sind vor Hektik und Lärm der Stadt aufs Land geflohen – dorthin, wo die Nächte noch dunkel, das Wasser rein und die Stille lautlos ist. Das neue, beschauliche Leben, die kleine familiäre Idylle, die sie sich aufgebaut haben, gerät aus dem Gleichgewicht, als Richard das Mädchen Rebecca mit nachhause bringt, das er bewusstlos im Straßengraben gefunden hat. Angeblich. Doch Caro ist misstrauisch. Es beginnt ein Kampf mit der und um die Sprache, die Worte werden zu Waffen, die gedreht und gewendet bis zum Sinnverlust, abgestumpft noch brutalere Wunden in die eigene Selbsttäuschungen und Verdrängung reißen. Dann muss Richard zu einem dringenden Hausbesuch, Rebecca erwacht aus ihrer Ohnmacht; sie und Caro sind allein. Und wieder beginnt das Spiel, beginnt das angespannte Umrunden der Wahrheit, das Schleichen um den Kern. Mann gegen Frau, Frau gegen Frau, Frau gegen Mann. Und dabei immer: Mensch gegen Realität. Hat Richard Rebecca bereits gekannt, bevor er sie aus dem Straßengraben gerettet hat? Lag sie überhaupt im Straßengraben? Ist Rebecca Richards Geliebte? Ein Junkie, den Richard mit Stoff versorgt? Und wo ist sie am Ende des Stückes schließlich hin verschwunden?
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AUF DEM LAND ist ein Nachtstück, eine Nocturne, in der nichts so ist, wie es scheint. Crimp, ein Meister des Suspense, verwebt in das Drei-Personenkammerspiel geschickt Motive und Topoi des Schauerromans, des Psychothrillers und des Horrorfilms. Ganz in der Tradition von Hitchcock und Lynch beraubt er alltägliche Dinge, Handlungen ihrer Vertrautheit und verfremdet sie ins Unheimliche. Obwohl Crimp im Aufbau dem klassischen analytischen Dramas eines Kleists oder Sophokles folgt, verweigert sich AUF DEM LAND einer objektiven Schlussfolgerungen: Der Wahrheitsgehalt der Geschichten, die von den Figuren erzählt werden, die Auflösung des raffiniert konstruierten Thrillers kann nie schlüssig nachvollzogen werden. Das Publikum wird mit einsamen, einander entfremdeten und - wie sich zunehmend zeigt - pathologischen Charakteren konfrontiert, die in rasend nervösen Dialogen, Sprachspielen, Wortkaskaden und pingpongartigen Satzwechseln ihre Lebensängste, Besessenheit und Heucheleien wegsprechen wollen. So kreist bis zum gespenstischen Ende das Gesagte nur um Wahrnehmungsweisen, paranoide Arrangements und Aggregatzustände der Psyche, während das Eigentliche unausgesprochen bleibt.
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Wenn es um die Qualität des Schreibens geht, gehört Martin Crimp zu den Besten, verwebt er doch Rhythmus und dramaturgisches Geschick mit Leich- tigkeit und Schönheit, er ist ein unsentimentaler und scharfer Beobachter. (Sarah Kane) | |
Martin Crimp (*1956 in Dartford/Kent) studierte in Cambridge englische
Literatur. Seit seinem Debüt als Dramatiker 1982 mit Living Remains hat er
neben Stücken mehrere preisgekrönte Hörspiele geschrieben und Übersetzungen
und Bearbeitungen veröffentlicht, darunter Le Misanthrope nach Molière und
Ionescos Die Stühle, das 1998 unter der Regie von Simon McBurney auch
erfolgreich am New Yorker Broadway lief. Für Der Dreh erhielt er 1993
den John Whiting Dramatikerpreis. 1997 war er Hausautor am Londoner Royal
Court Theatre. Crimp lebt mit seiner Frau und seinen drei Kindern in der
Nähe von London.
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