mit Mira Tscherne und Heinz Trenczak | |
Inszenierung/Raum: Ernst Marianne Binder
Ausstattung: Vibeke Andersen
Licht: Geari Schreilechner
Technik: Christoph Trummer
Assistenz: Alina Samonig
Musik: Robert Schumann/Geistervariationen
Produktion: Andrea Speetgens
Technische Leitung: Geari Schreilechner
PREMIERE WIEN
21. Oktober 2014, echoraum, 20:00
Sechshauserstraße 66, 1150 Wien
Weitere Vorstellungen in Wien:
22., 23., 24., 25. Oktober 2014, jeweils 20:00
Kartenreservierungen: mail: dramagraz@mur.at tel: +43.699 106 25 313
PREMIERE GRAZ
10. März 2014, dramagraz, 20:00
Weitere Vorstellungen in Graz:
12., 13., 14., 15., 19., 20., 21., 22., 26., 27., 28., 29. März 2014, jeweils 20:00
UA: 21. 12. 1991 Schaubühne, Berlin. In der Regie von Robert Wilson
spielten Libgart Schwarz und Peter Fitz.
Aufführungsrechte: S. Fischer Theaterverlag, Frankfurt am Main
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Und dann lauschen sie jenem Brausen, welches sich nähert. Sie lauschen dem Meer. (Marguerite Duras) | |
Eine Versuchsanordnung in einem Zimmer am Meer: Ein Mann kämpft gegen seine Unfähigkeit zu lieben. Er will es versuchen, will versuchen zu lieben und er ist bereit, dafür zu bezahlen. Sie willigt ein; das Experiment steht. Zwei Menschen lassen sich aufeinander ein, lassen nichts aus, verlassen sich, lassen voneinander ab, geben auf.
Die geheimnisvolle Erzählung "Die Krankheit Tod" ist ein Beobachtungs- kunstwerk. Das Experiment, das beschrieben wird, kreist um Nähe und Fremdheit, Gier und Verzicht, Obsession und Kälte. Auf der Suche nach der Beschaffenheit des Begehrens wird aus Duras Prosa ein Theatertext.
"'La Maladie de la Mort' wäre das, was in Erinnerung bleibt, wenn Sie ein Buch - das es nicht gibt - mit eben diesem Titel gelesen hätten, ein sehr altes Buch, das die Geschichte ausführlich erzählt hätte. Die Spur, die dieses Buch in Ihnen allein und für immer zurückließe, wäre dieser Text", sagt die Autorin, "ich habe zwei Monate gebraucht, um 'La Maladie de la Mort' zu schreiben. Es kostete viel Mühe, das Buch auf seine knappe Form zu reduzieren, auf das, was sich nicht mehr auslöschen ließ. Das Buch müsste auf einmal gelesen werden, ohne jedes Innehalten, es müsste als Ganzes durch den Leser hindurchgehen, ohne jede Leerstelle, es könnte ihn sogar durch seine spürbare Knappheit verletzen."
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Der Wahnsinn selbst ist auf ewig offen für den Verlauf des Wahnsinns. … Das Nichts ist sich selbst gegenüber offen. … Ich glaube, das Offene schafft sich selbst gegenüber einen religiösen Raum. Ich habe an dem Horror teil, aus dem das ganze besteht, aber ich spüre es nicht. Das könnte eine Definition der Arbeiterklasse sein. Die Fabrik ist eine Art Luftschiff, wo innerhalb und außerhalb das gleiche Luftmaterial ist, mit einem winzigen Unterschied jedoch. Dieser Unterschied ist die Unendlichkeit des Menschen, der neun Stunden am Tag Kabel herstellt, ohne es zu spüren. … Wie das Gedicht kommt dieser Gedanke aus dem Grund der Zeiten, aus einer Art fundamentaler Wiederholung, derjenigen des Lebens, aus einer Art ozeanischer Ewigkeit, die jene des Todes wäre, verneint und erfaßt durch die Zeit. (Marguerite Duras) | |
* 4. April 1914 in Saigon; † 3. März 1996 in Paris Französische Schriftstellerin, Drehbuchautorin und Filmregisseurin | |
Marguerite Donnadieu, Tochter eines Lehrerehepaars, die sich später Marguerite Duras nach dem Familiensitz des Vaters in der Dordogne nannte, wuchs in Vietnam auf und ging 1932 mit 17 Jahren nach Frankreich, um in Paris zunächst Mathematik, dann aber Jura und Politikwissenschaft zu studieren. Zunächst arbeitete sie gemeinsam mit Philippe Roques für ein Wiedererstarken des französischen Kolonialreichs, schloss sich dann langsam ab 1940 einer Résistancegruppe von Buchhändlern an, wodurch sie Zugang zum rationierten Papier hatte und auch den späteren französischen Präsidenten François Mitterand kennenlernte. Ihr Ehemann Robert Antelme, der ebenfalls in der Résistance aktiv gewesen war, wurde von der Gestapo verhaftet und ins KZ Dachau verschleppt. 1944 trat Duras der Parti communiste français bei. Später protestierte sie gegen die Behandlung von Schriftstellern in der Sowjetunion, was zu ihrem Parteiausschluss 1950 führte. Ähnlich wie ihre Mutter Madame Marie Donnadieu mit der Erziehung ihrer Kinder Pierre, Paul und Marguerite überfordert war, so hatte ihrerseits Marguerite Duras bei der Erziehung ihres Sohns Jean (Outa, geb. 1947) größte Schwierigkeiten, die dazu führten, dass ihre Umgebung sie drängte, ihn in ein Internat zu geben.
Ihr Erstlingsroman, Les impudents (1943), wurde von der Öffentlichkeit mehr oder weniger übersehen. Bereits ihr zweites Werk jedoch, Un barrage contre le Pacifique (1950), war ein Erfolg und brachte ihr beinahe den Prix Concourt ein. Internationale Bekanntheit erlangte sie schließlich 1959 mit dem Drehbuch zu dem Film Hiroshima, mon amour. Dieses Drehbuch ist heute aus einem besonderen Grund bemerkenswert: Duras thematisiert zum ersten Mal das bis in die 1990er Jahre als landesweites Tabu behandelte Verhalten französischer Frauen während der Besatzungszeit, nämlich sich mit den deutschen Soldaten auf Liebesbeziehungen eingelassen zu haben.
Ihre Romane waren immer wieder autobiographisch geprägt, so beispielsweise L’amant (1984, dt. Der Liebhaber) oder L’amant de la Chine du Nord (1991, dt. Der Liebhaber aus Nordchina). In beiden Werken beschrieb sie ihre turbulente Kindheit und frühe Liebeserfahrungen im Indochina der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Die Autorin war auch im Theaterbereich tätig und verfasste 1965 z.B. das Drama La musica. In den 70er und frühen 80er Jahren des 20. Jahrhunderts trat sie auch als Filmregisseurin in Erscheinung – wobei sie nicht nur bereits erschienene eigene Texte (India Song, 1975; Les enfants, 1984) auf die Leinwand brachte, sondern auch eigenständige Arbeiten für das Kino produzierte (Le Camion, 1977). Während dieser Zeit erschienene literarische Publikationen von Duras standen immer im Zusammenhang mit ihrem filmischen Schaffen – L’amant ist die erste wieder „rein“ literarische Publikation nach dieser Phase.
Charakteristisch für die Sprache der Duras ist eine große Schlichtheit in Vokabular und Satzbau, die sich zudem auszeichnet durch zahlreiche Ellipsen, Anspielungen, Unausgesprochenes, das jedoch im Hintergrund steht, und fragmentarisch zusammengefügte Sätze. Ihr Gesamtwerk ist keiner der großen literarischen Strömungen des 20. Jahrhunderts zuzuordnen.
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