LAND
OHNE WORTE
Oper
von Periklis Liakakis
Libretto
nach dem gleichnamigen Theaterstück von Dea
Loher
Mit
Gina
Mattiello
REGIE
/ RAUM Ernst Marianne Binder
AUSSTATTUNG
Vibeke Andersen
LICHT
/ TECHNIK Geari Schreilechner
ASSISTENZ
/ TECHNIK Christoph Trummer
PRODUKTIONSLEITUNG
Andrea Speetgens
TECHNISCHE
LEITUNG Geari Schreilechner
ÖFFENTLICHKEISARBEIT
Isabella Holzmann
©
Verlag der Autoren Frankfurt am Main, 2007
I.
und
wenn man mich fragt
wie
wars
na
na
na
na
wie wars
dann
sage ich
nichts
und
wenn sie drängen
erzähl
doch
dann
denke ich
worüber
wäre
ich malerin
nur
zum beispiel
wäre
es einfacher
frage
könnte
ich sagen
früher
viel
zu lange
waren
die körper wichtig
eine
weile angemessen
dann
ersetzbar
schließlich
beliebig
körper
manchmal nackt manchmal nicht
in
wahnwitzig vergrößerter genauigkeit
mit
ihren verletzungen narben nähten geröteten öffnungen
körper
in der schattierung von verdorbenem lachs
dabei
die substanz wie schweinefleisch schwarte fett knorpel
jede
faser deutlich sichtbar
betonung
auf der unausweichlichen verwesung
lange
zeit in mode wird immer noch gern genommen
der
mensch ins monströse gewendet zeigt seine armseligkeit
auf
dass ihm trost gespendet werde
war
eine meiner phasen
dann
dachte ich
wo
jeder arzt dem maler überlegen ist
an
genauigkeit der anamnese und anatomie
kann
ich allenfalls zerbrochenes malen abgefetztes verstümmeltes
das
tat ich als nächstes ist lange her
schnell
weiter einfach weiter die fehler sind schon bezahlt die
wunde
der scham in meinem herzen klein rund unendlich sichtbar
wie
das mal einer auf der haut ausgedrückten zigarette
das
muss genügen als erinnerung
(bricht
ab)
und
auf ein neues
eine
rolle schaffen statt von sich selbst zu sprechen
im
grunde bankrotterklärung
doppelte
sich
verstecken mit worten
hinter
farben
als
wäre es einfacher
wäre
ich malerin
frage
und
auf ein neues nicht
aufgeben
und
auf ein neues sich nicht
fragen
sich
nicht fragen
lassen
(lacht)
weitermalen
(bricht
ab)
oder
dieses verlangen nach schönheit
das
gibt doch keiner zu
was
wirklich schön ist
der
geruch eines freundes zum beispiel
mit
seinem ganz spezifischen achselschweiß
und
sofort stellt sich wieder die frage
wie
das jetzt malen
oder
1 qm² straßenpflaster
pfirsichkern
halber abdruck eines schuhs
farbspritzer
glasscherbe
benzinfleck
zweig mit drei blättern
und
jetzt
ohne
rahmen an die wand gehängt
schon
ist es kunst
mehr
noch
das
ist
schönheit
nur
mal bißchen den blickwinkel verändern
das
waren meine gedanken
bevor
ich nach k. gekommen war
hatte
auch ein paar sachen versucht
ist
aber nix richtiges geworden
es
sind mir nur oberflächen gelungen
viele
hübsche oberflächen
das
dahinter
das
darunter das konnte ich nicht
ich
dachte ich würde es kennen
aber
ich kannte es nicht
aber
ich war fest entschlossen
es
weiter zu
und
danach da
(bricht
ab)
wissen
Sie dieser maler
R.
den ich am meisten bewundere
von
dem hat einer mal gesagt
he
was making an environment
where
your whole spirit becomes isolated
das
ist es
und
dann
you
just have to deal with it
he
helped you deal with yourself*
zu
provozieren bedeutet mir nichts
aber
wo bleibt der schmerz
...
und
das glück
(bricht
ab)
wissen
Sie dieser maler
R.
den ich am meisten bewundere
von
dem hat einer mal gesagt
he
was making an environment
where
your whole spirit becomes isolated
das
ist es aber gar nicht
das
ist als ziel total falsch
das
gegenteil ist richtig versucht werden muss
where
your whole spirit connects to everything
wenn
das nicht schon wieder so kunstpopulistisch klingen würde
und
wie
jemals
also
doch
resignation
...
frage
und
das glück
II.
alle
gegenstände alles was bedeutung hervorruft muss aufgegeben
werden
alle formen müssen aufgegeben werden davon war ich
ueberzeugt
weil
jedes ding kriegt gleich so eine wahnsinnige bedeutung wenn
du
eine weile nur haselnusssträucher malst dann heißt es aha
rückkehr
der natur als ob der gegenstand wirklich wichtig wäre ist
er
natürlich schon aber nicht an sich cézanne brauchte seine
äpfel
und
birnen ja nicht weil er obstmaler war sondern weil er die
räumlichkeit
von einem tisch mit zeug drauf erforschen wollte
durch
farbe und dann war es halt draußen das licht wie es die
umgebung
verändert jahrzehntelang derselbe berg und eben
derselbe
und nicht der gleiche haha
jetzt
zum angenehmen der umweg eine hassfrage die lautet warum
gibt
es so wenig tolle malerinnen kann ich nicht erklären hat mich
ehrlich
auch nie interessiert auf alle fälle scheint es so wenig tolle
malerinnen
zu geben dass man extra kataloge für sie machen muss
die
heißen dann women in art und kriegen eine eigene ausstellung
darin
gibt es immer mindestens 1x georgia o’keeffe und zwar unter
garantie
eine petunienblüte und nicht den gebleichten tierschädel in
der
wüste
warum
es
geht um das wohlfühlen
hier
petunie da totenschädel mit hörnern dran
was
fühlen die leute beim betrachten der petunie das angenehmer
ist
als das was sie beim anblick des totenschädels spüren
ist
mir ein rätsel
für
mich ist die petunie tausendmal unangenehmer als der
tierschädel
warum die petunie ist zu schön zu perfekt und das heißt
das
ganze bild lügt dich an es lügt dich so sehr an dass ich
schreiend
weglaufen
könnte das ganze bild lächelt dir so falsch ins gesicht
sieh
wie weich und leicht das leben ist die petunie ist so ein
supermodelbild
vom leben und dann auch noch erotisch aufgeladen
ich
könnte kotzen aber die leute mögen das
gegenentwurf
das
prinzip ist folgendes einen tierkadaver mit ameisen in eine
glasvitrine
legen zum beispiel
auf
genügend sauerstoffzufuhr achten zusehen wie die ameisen ihr
werk
verrichten gründlich schon gut das ist bekannt in klammer
damien
hirst
was
mich interessiert ist
daraus
ein farbbild machen
fläche
fläche fläche nichts konkretes
alles
erkennbare verschwindet
hirschkadaver
rot ameisen gelb die knochen grau
das
ganze nenne ich dann nr. 19 und der galerist kann hinzufügen
rot
gelb grau dass das hunderttausend ameisen sind die gerade einen
toten
hirsch abnagen das errät später kein mensch mehr
aber
wer davorsteht wird das gleiche gefühl empfinden beim
betrachten
dieses bildes wie beim betrachten des realen vorgangs
das
ist es worauf es ankommt
so
so so malen zu können
das
ist es was ich erreichen will
das
ist das ziel
die
unruhe das kitzeln die wellen von stichen und bissen die säure
das
löchrig werdende fleisch übelkeit gestank betäubung
haut torf
kleine
eier
am
ende saubere knochen
eine
lebendige bestattung veranschaulichter lebenskreislauf
irgendwann
sprießt in einer ecke gras
erleichterung
reinheit auferstehung erlösung
und
das alles in einem großen bild
rot
gelb grau
das
ist kunst
wie
ueberheblich das war
oder
nur unerreichbar
und
der schmerz
und
wenn es das letzte gemälde wäre
das
ich malte
und
wenn es das letzte wäre
was
ich zu sagen hätte
zu
provozieren bedeutet mir nichts
der
schmerz
der
schmerz muss da sein
immer
präsent
und
das glück
III.
ja
also das war alles bevor ich nach k. kam
ich
meine ich war darauf vorbereitet
aber
dann doch nicht
und
danach
also
da
da
wußte ich nicht mehr
ich
wußte nicht mehr wie
das
gehen soll alles mit
der
malerei
(bricht
ab)
was
kann man malen
was
nicht wie
alles
wieder offen
alles
wieder verschlossen
ich
kann die bilder nicht vergessen
bilder
verstehen Sie
keine
farben keine flächen nichts abstraktes
konkrete
szenen
concrete
scenes
and
then
you
are stuck
diese
wahnsinnige tonnenschwere erschöpfung den körper
niederwerfend
kaum dass er sich morgens auf den bettrand gesetzt
hat
you
are stuck
once
you´ve been there
und
wann kommst du raus
fragt
man dich
nicht
wann
fährst du zurück
dahin
woher
du
gekommen bist nein
wann
kommst du raus
ich
weiß nicht sollte es sein dass ich nie rausgekommen bin
in
einer nacht in k. geträumt dass ich mir den daumen den
zeigefinger
und den mittelfinger der rechten hand abgehackt habe
nacheinander
mit einem kleinen scharfen beilchen es passierte
einfach
so die finger wurden sauber vernäht ein hautlappen jeweils
wie
eine kappe über die stumpen gelegt es tat nicht weh aber es
war
ein sehr seltsames gefühl nur noch zwei finger übrig zu
haben
oder
drei die drei wichtigsten die drei greiffinger nicht mehr zu
haben
das
ist fast als ob die ganze hand fehlt
heißt
das ich kann nicht mehr malen heißt das ich kann nicht mehr
malen
(bricht
ab)
aufwachen
aufwachen
aufwachen
die
welt dreht sich so schnell das heißt die erde dreht sich so
schnell
und die welt dreht sich mit
sagte
der mann der aus dem krieg kam und jetzt im rollstuhl sitzt
wenn
man mich fragt
ob
ich etwas verändern will
(bricht
ab)
früher
wenn
man mich gefragt hat
ob
ich etwas verändern will
mit
der malerei
hab
ich gesagt ja
denke
schon
und
wenn es nur einer ist
ein
einziger betrachter bei dem irgendwann
zum
beispiel
hab
ich gesagt
für
das bild
geht
es einfach nur darum
da
zu sein
da
zu sein auf eine selbstverständliche art
die
nichts infrage stellt
die
alles gelten läßt oder alles was du bist
wenn
du es ansiehst stellt es dich nicht in frage
es
läßt dich eintreten es gibt dir raum
der
krieg findet ja nicht im bild statt
die
erfahrung die du machst
darauf
kommts an
da
gibts nichts zu verstehen
man
muss etwas wagen
manchmal
macht man sich lächerlich dabei
aber
dann wiederum
wagt
man nur etwas
wenn
man es wagt sich lächerlich zu machen
you´ve
seen the surface
pretty
much the surface
but
you feel what´s beneath
you
know it
don´t
you
und
auch das zu sagen ist nichts als lächerlich
aus
der lächerlichkeitsfalle gibt es kein
heraus
es gibt nur
und
auf ein neues
IV.
sagt
der clubbesitzer zu mir so Sie sind also nach k. gekommen um
etwas
über diese stadt zu malen haben Sie denn auch schon eine
vorstellung
was das sein könnte kann ich ein exemplar in meinen
club
hängen hielt ich einen moment die luft an und sage zu ihm naja
ich
denke wahrscheinlich werd ich die kaninchen abpinseln die in
eurer
schicken gespensteroase hier durchs gras hoppeln oder ich
mal
den tollen swimmingpool am nachmittag mit den
gintonicnippenden
jungs davor und lass es aussehen wie den
verdammten
hockney nur dass den jungs ein arm oder ein bein oder
ein
kopf fehlt weil sie auf eine scheißmine getreten sind bevor sie
schwimmen
lernen konnten ist es das was Ihnen vorschwebt
er
überlegte kurz und dann sagte er tatsächlich aber in
unserem
club
gibt es keine minenopfer und ich lachte nicht laut los
könnte
ich die berge malen vielleicht die gebirge die
gebirgsmassive
über die wir stundenlang fliegen an denen wir
stundenlang
vorüberfahren sprengfeuer ich wußte nicht wie sich
das
vorstellen jetzt höre ich es nahe vermintes gebiet rechts und
links
von der straße steine rot steine weiß vermintes gebiet
geräumtes
gebiet lehmgebäude mit weißen zeichen abgehakt die
herdenbesitzer
treiben ihr vieh hinein hinein und vorbei wenn die
sonne
aufgeht formen die männer ihre hände zu flachen schalen
schöpfen
das licht damit und waschen sich das gesicht zweimal
dreimal
sie lassen das wasser über ihr gesicht laufen heiliges licht
die
männer sind bewaffnet
in
einer weiteren nacht in k. träume ich von einem mann blond
kurze
lockige haare nackter oberkörper der mit einem tiger
zusammenlebt
auf einem großen kahlen areal betonplatz wie der
flughafen
in k. in weiter entfernung verläuft ein zaun um das
gelände
(der mann sieht nicht aus wie ein krieger nicht wie ein
soldat
und der tiger ist ein tiger) es ist heiß am himmel hängen
wolken
die schatten fallen auf den beton zähmt er ihn zähmt er ihn
ich
beobachte beide habe aber keine gefühle dabei
die
soldaten die patrouillen der staub die fettschwanzschafe und tag
und
nacht der gestank nach scheiße überall wo du auch hingehst
der
verläßt dich nie das gefühl immer dreckig zu sein und
nie
genug
luft zu kriegen anfangs aufgewacht nachts und mir das tshirt
aufgerissen
angst zu ersticken die trockenheit du trocknest langsam
aus
von innen
vier
kinder sitzen auf der abschüssigen straße daneben der
vater
alle
in der hocke versuchen mit bloßen händen das spärliche
wasser
aufzufangen
das hangabwärts läuft als wären sie auf einen frischen
bergquell
gestoßen weiter oben uriniert eine ziege in das rinnsal im
bazar
feilschen zwei frauen um ein stück teppich synthetik mit
eingeprägtem
muster ein junge bietet mandelkrokant an auf einem
tablett
zur pyramide geschichtet eine messerklinge das geräusch
der
aufplatzenden melone läßt alle herumfahren
aufwachen
aufwachen
aufwachen
es
riecht nach desinfektionsmittel nach sonnenbrand nach blut nach
diesel
ein schwarm von elektrogeneratoren gebrumm metallener
hornissen
hinter sandsackbarrikaden der ventilator zerquirlt die
hitze
jede paar minuten schlägt die barackentür hinter einem
stiefel
und
die ärztin in ihrer uniform beugt sich über mich so you
have
come
to k. to make some paintings don´t breathe now
langsam
tropft die infusion in meinen arm
don´t
breathe
tage
vergehen so wochen monde
ohne
zu atmen
die
hitze sickert in die körper
die
erde die luft das wasser der geruch die sprache
you
get sick from breathing this air
das
war es also
das
ist noch nicht mal der anfang
you´ve
seen the surface
pretty
much the surface
but
you feel what´s beneath
you
know it
don´t
you
V.
ein
weiß schaffen
das
die eigene angst reflektiert
ein
weiß ohne ausgang
hell
blendend unerträglich wie das senkrechte sonnenlicht am
mittag
ein
weiß bei dessen anblick man die augen schließen muss
und
wenn man sie geschlossen hat wirkt
das
licht unter
den
lidern fort und verursacht
kopfweh
und man meint die hitze
zu
riechen die hitze bevor sie
lippen
fleisch versengt bevor
haut
verglüht
das
licht kurz bevor es
explodiert
sie
taucht eines nachmittags auf zuerst ein paar schritte hinter mir
dann
langsam aufholend ich sehe sie aus dem augenwinkel sie ist
höchstens
acht der größe nach ein mann geht neben ihr der mann
streckt
die hand aus deutet auf das mädchen er redet auf mich ein
leise
beharrlich ich sehe ihn an das mädchen gehe weiter
erschrocken
versuche meinen schrecken nicht merken zu lassen die
beiden
umkreisen mich teilen sich einer links eine rechts dann
wieder
beide auf einer seite manchmal bleiben sie ein stück zurück
und
immer wenn ich denke sie sind fort ist das hartnäckige
sprechen
des mannes an meinem ohr seine offene hand vor mir ich
könnte
stehenbleiben wir könnten uns verständigen mit zeichen
augen
händen aber scham treibt mich weiter das mädchen läuft
jetzt
dauerhaft an meiner seite sie wird nicht aufgeben sie läßt
mich
nie
mehr los sie wird mich begleiten wohin auch immer ich zu
flüchten
versuche und wann kommst du raus niemals niemals
niemals
mehr sie zupft an meinem ärmel am ellbogen ein kleiner
unerbittlich
mich verfolgender vogel und führt dann ihre hand zum
gesicht
zum mund so dass ich ihr unwillkürlich jedes mal hinterher
sehe
der mann hat ihr das kopftuch zurückgeschlagen ihre arme
sind
entblößt ihr schädel ist kahl die haut am kopf an
beiden armen
ist
verbrannt das gesicht ist verbrannt die haut ist dunkelrot fast
braun
ohne jeden haarflaum und voller kleiner falten als hätte man
ihr
die haut eines elefantenbabys übergezogen die wimpern
abgesengt
und in ihrem offenen mund kein einiger zahn sie sieht
aus
wie eine greisin sie spricht nicht sie sieht mich unverwandt an
sie
hat hellbraune augen und mit einem finger deutet sie wieder
und
wieder und wieder in ihren aufgerissenen zahnlosen mund aus
dem
sie eine aufgequollene zunge mir entgegenstreckt
where
your whole spirit becomes isolated
schwarz
und braun
wenn
die mutlosigkeit zurückkommt wenn
die
angst mich einholt
der
wunsch unsichtbar zu werden
verloren
zu gehen
in
dem was ich tue
dass
ich schweigen könnte
(bricht
ab)
an
einem anderen tag
zwanzig
männer und eine frau
am
ende sind alle männer fort
und
ich bin allein mit ihr
während
des kriegs war sie im exil
sie
hat 17 romane geschrieben und
1
autobiographie
nichts
davon wurde gedruckt
sie
hat die manuskripte versteckt
sie
ist 63 jahre alt
und
spricht nur wenn sie aufgefordert wird
niemand
will so ein leben
niemand
will sich mit so einer identifizieren
so
ein leben will
niemand
mit so einer will man sich nicht
identifizieren
keiner will das und ich auch nicht ich
habe
mit der da überhaupt
nichts
zu tun
stumm
ich
bin das nicht
frage
frage
frage
zum
schweigen verstümmelt
ich
will das nicht sein
in
keinem anderen leben
in
einem
land
ohne worte
(bricht
ab)
ein
weiß schaffen
quadrat
fläche ebene
das
zu den rändern hin unscharf ausläuft
sich
nicht klar abgrenzen will
nicht
abrupt enden
ein
weiß
das
am untersten rand aufgehalten wird von
einer
dünnen gelben linie
und
am oberen rand von einer etwas breiteren roten
und
beide linien wären ganz und gar nicht grade gezogen
sondern
verliefen ein wenig zittrig
freihändig
hineingesetzt in die ausläufer weißer farbe
horizontal
durch die mitte ein schwarzer strich
der
nach oben und nach unten einen grauen schatten wirft
ich
würde es nennen
mädchen
mit zunge und haut und feuer
WITHOUT
WORDS
you´ve
seen the surface
pretty
much the surface
but
you feel what´s beneath
you
know it
don´t
you
and
listen to them the giggling chatting breathing loud
die
bemalten hände ornamente in rot auf den innenflächen
den
oberseiten der finger
schwarzumrandete
augen
before
we land in paris they go to the toilet
they
put off everything their veils and shawls they change their
clothes
they
put on high heels and earrings lipstick and make their nails
flüstert
mein nachbar und streichelt meinen arm
der
nackt ist jetzt
and
when they come out
they
are very very sexy
very
very sexy
er
schweigt
and
you
you
are stuck
once
you´ve been there
you
will always want to get back
and
stay
you
stay
VI.
der
maler den ich am meisten bewundere
das
ändert sich natürlich immer mal
aber
der maler den ich am meisten bewundere
jetzt
für immer
der
hat sich
(bricht
ab)
er
war am ende sehr depressiv und
wurde
behandelt aber
ich
glaube nicht dass das der grund war
seine
bilder wurden düsterer sagt man
ich
finde das stimmt nicht
er
benutzte dunkle farben
braun
auf braun
schwarz
auf braun
das
alles gehängt auf engstem raum
bei
praktisch keinem tageslicht
und
trotzdem
die
bilder leuchten
die
farben leuchten
sie
glühen von innen
ein
schwarz das von innen glüht
das
muss man sich mal vorstellen
so
als würde im finstersten wald plötzlich ein licht
erscheinen
(Langes
Schweigen)
jadasiskitschigichweiß
er
hat sich
er
hat sich eines nachts
die
pulsadern aufgeschnitten
und
ist verblutet
ich
glaube
ich
glaube er hatte
er
hatte keine bilder mehr
verstehen
Sie
once
you´ve been there
you
are stuck
and
you´ll always want to get back
und
der schmerz
und
das glück
VII.
jetzt
bin ich draußen und
sitze
vor meinen wänden
stehe
auf und schalte die musik aus damit
endlich
ruhe herrscht und ich
die
stille hören kann
den
wind in der wüste
das
heulen der hunde nachts in den straßen
jetzt
bin ich zurück und
schaue
auf das fensterkreuz stundenlang
mache
kein licht und
wenn
es dunkel wird
gehe
ich zu bett irgendwann
mit
offenen augen
und
warte dass die hitze sich auf mich legt
(bricht
ab)
und
wenn man mich fragt wie wars
...
na
na na na
you
are stuck
and
you´ll always want to get back
das
weiß finde ich nicht
alles
was ich finde ist
dunkles
rot braun schwarz
braunbraunschwarzrot
holz
feuer asche
wüste
schritt explosion
himmel
blitz hölle
ich
wollte das licht malen
lehmhäuser
rutschen den abhang hinunter strassensperren militär
brandruinen
ziegen suchen futter im trockenen flußbett zwischen
müll
und fäkalien die verhüllte frau erbettelt einen geldschein
wird
von
einem jungen am schleier gezerrt er krallt sich in ihre hand will
ihr
das geld wegnehmen sie schreit er schlägt zu sie fällt
tritt nach
ihm
der schein zerreißt der junge läuft mit einer hälfte
weg sie
kauert
auf der erde unter den himmelblauen plisseefalten ihres
schleiers
die einen fächer bilden um sie herum eine gefächerte
haube
ein mensch unter einem tuch einer decke oder doch eher eine
katze
über die man den sack schon gestülpt hat arglistig sie ahnt
alles
und hält schreckstill ein atemzug noch bevor man den sack
zubindet
und sie zum ertränken in den fluß schleudert
ich
bewundere
was
er gemalt hat
wie
er es geschafft hat sich zu befreien
von
allem
bilder
szenen
ballast
einer
sagte über ihn
he
was making an environment
where
your whole spirit becomes isolated
das
ist es
und
dann
you
just have to deal with it
you
have to deal with yourself
zu
provozieren bedeutet mir nichts
aber
wo bleibt der schmerz
...
und
das glück
*
cf.
Brice Marden, Interview by Mark Rosenthal, 19. September 1997, in:
Jeffrey Weiss (ed.): Mark
Rothko, Yale University Press, New Haven&London 1998
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